Juli: Die "Viktoria"


In Lambsheim gab es schon früher etliche Sportplätze, von denen jedoch viele verschwunden sind. Diesen Monat geht es um das ehemalige Viktoria-Gelände an der Maxdorfer Straße. Bevor der 1913 gegründete Verein "Fußballgesellschaft "Viktoria" Lambsheim" dieses Gelände erwerben konnte, wurde auf einem Feld am Waldrand gekickt. 1922 erhielt der Verein in Pacht das Grundstück in der Gewanne "Gänseweide" an der Maxdorfer Straße, das er 1928 erwerben konnte. Er verpflichtete sich, es an die Gemeinde zurückzugeben, wenn er es nicht mehr sportlich nutzen würde.

1923 entstand eine erste Jugendabteilung, 1939 feierte man gar den Aufstieg in die Bezirksklasse, in der NS-Zeit im Südwesten die zweithöchste Spielklasse. Nach 1945 schloss die französische Besatzungsmacht die Lambsheimer Sportvereine zum Allgemeinen Sportverein (ASV) Lambsheim zusammen. 1952 wurde die Viktoria wieder eigenständig. Seither gab es für die erste Mannschaft ein Auf und Ab in den diversen Amateurligen bis hinunter in die Kreisklasse.

1950 baute man an der Maxdorfer Straße Umkleideräume und 1955 ein Vereinsheim mit Gaststätte. 1971 erhielt der Verein eine Flutlichtanlage für sein Spielfeld. Doch das größte Problem war, dass sich gleichzeitig bis zu zwölf Mannschaften den Platz teilen mussten. Nach diversen Anstrengungen gelang es im Jahr 2000, das Grundstück in der Gewanne Holzacker-Neuweide zu erwerben. Dort fanden im September 2001 die ersten Spiele statt; ein Jahr später wurde das neue Vereinsheim mit Gaststätte eröffnet. Der TB Jahn und der SV Viktoria verschmolzen 2004 zu dem Verein Eintracht Lambsheim.

Zuvor hatte der Verein das Viktoria-Gelände verkaufen können, da die Ortsgemeinde auf die unentgeltliche Rückgabe verzichtet hatte. Nun konnte das alte Clubheim in der Maxdorfer Straße abgerissen werden. Nach 75 Jahren Fußball entstand auf dem 17.000 m² großem Areal das "Baugebiet Viktoria". Der neue Eigentümer, die Firma Kempf Wohnbau, entwickelte dort ein neues Viertel mit 52 Wohneinheiten an drei neuen Straßen. Heute erinnert dort der Viktoriaring an den Verein und sein einstiges Domizil.

Das Foto zeigt die Stelle, an der sich früher das Vereinsheim befand.



Juni: Gashaus


Es war ein Fortschritt, als sich die Gemeinde zu Beginn des 20. Jahrhunderts entschloss, zur Ablösung der aufwändigen Petroleumbeleuchtung eine zentrale Acetylen-Gasbeleuchtung einzuführen, seinerzeit der letzte Schrei in der Beleuchtungstechnik.
Zu jener Zeit bauten viele kleinere Städte und Gemeinden auf dieses praktische und preisgünstige Gas. Acetylen konnte außer zur Beleuchtung auch zum Beheizen von Küchenherden genutzt werden. Dem Lambsheimer Chronisten und damaligen Verwalter der Einrichtung Christoph Schick zufolge erzeugt Acetylen "ein sehr schönes, fast sonnenklares Licht, ist aber wegen allzu großer Heizkraft und seines zu hohen Preises zu Kochzwecken nicht gut zu verwenden."

Das Gashaus, zu dem der links auf der alten Aufnahme erkennbare Hochbehälter für die Speicherung und Weiterleitung des Gases gehörte, entstand im Jahre 1908 in der Gartenstraße 11. Das Acetylen erzeugte man vor Ort, die Technik lieferte die "Gesellschaft für Heiz- und Beleuchtungswesen m.b.H. Heilbronn a.N.". Dazu wurden mit Karbid gefüllte Schalen in einen der zwei Entwickler (mit Wasser gefüllte Behälter) gehängt. Zwei weitere Apparate dienten der Reinigung des zunächst kontaminierten Rohprodukts.

Im Jahre 1915 nutzten in Lambsheim immerhin 98 Haushalte Acetylen in der Küche, doch den meisten privaten Abnehmern diente es zur Beleuchtung. Ursprünglich gab es hierfür ein Netz von 6000 m Leitungen im Ort, während mit weiteren 4000 m die Straßenlaternen versorgt wurden. Doch schon bald gab es Probleme: Die Rohrleitungen waren häufig undicht, und der Grundstoff Karbid war nach dem Ersten Weltkrieg und infolge des passiven Widerstands 1923 schließlich gar nicht mehr verfügbar. So kehrte man in Lambsheim kurzzeitig zur Petroleumbeleuchtung zurück, bevor die Gemeinde eine elektrische Straßenbeleuchtung erhielt, "der sich die Lambsheimer am Jahrmarkt 1924 zum ersten Mal erfreuen durften", wie Christoph Schick weiter ausführte.

Das Gashaus verlor so schon nach 15 Jahren seine Funktion als "Acetylen-Centrale". Die Gemeinde vermietete es fortan als Sozialwohnung. 1976 bezog es die Trachten- und Volkstanzgruppe, die es gründlich renovierte und jahrzehntelang als Vereinsheim nutzte. 2010 löste sich der Verein auf und das Gashaus fiel zurück an die Gemeinde, die es veräußerte. Das nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde abgerissen, an derselben Stelle errichteten die neuen Eigentümer 2019 ein modernes Wohnhaus. Heute erinnert hier nichts mehr an das alte Gashaus.

Das Vergleichsfoto dieses Monats zeigt nicht den aktuellen Zustand in der Gartenstraße, sondern das ehemalige Gashaus kurz vor dessen Abriss 2018.
Hierfür herzlichen Dank an die Familie Krauße!



Mai: Schranken und Stellwerke


Um den Straßenverkehr für die Durchfahrt eines Zuges unterbrechen, waren früher Muskelkraft und Handarbeit angesagt. Dazu standen in Lambsheim Stellwerksgebäude an der Hauptstraße und am Eulerweg. In ihnen bedienten Eisenbahnbeamte die Schranken und stellten die Signale und Weichen für den Zugbetrieb. Schon vor 40 Jahren waren diese Einrichtungen verschwunden.

Doch bis die Eisenbahn Lambsheim erreichte, musste man lange warten. Die privaten Pfälzischen Eisenbahnen bauten zuerst 1865 die Strecke nach (Bad) Dürkheim, dann ging es 1873 weiter nach Freinsheim und Grünstadt. Erst anschließend hatte man Kapazitäten für den Bau der Strecke Freinsheim - Frankenthal. Sie wurde wie der Lambsheimer Bahnhof am 15. Oktober 1877 eröffnet.

Dieser war ebenso für die Personenbeförderung wie für den Gütertransport eingerichtet. Hierfür gab es mehrere Gleise, und damit zwei Züge aneinander vorbeifahren konnten, hatte man Signale installiert. Sie wurden von den Stellwerksgebäuden aus geöffnet und geschlossen. Hierfür waren mit Gegengewichten gespannte Hebel- und Drahtzuganlagen installiert.

Bevor jedoch die Signale und Weichen gestellt werden konnten, erging dafür die Anweisung vom Fahrdienstleiter im Bahnhofsgebäude. Das Stellwerk 1 am Eulerweg sicherte den Fahrweg aus Richtung Freinsheim, das Stellwerk 2 an der Hauptstraße den von Frankenthal. Der hier eingesetzte Stellwerkswärter war auch für die Bedienung der Schranken an der Stadtgrabenstraße zuständig.

Die von der Maschinenfabrik Bruchsal gebauten Stellwerke stammten von 1937. In Weisenheim am Sand und in Freinsheim gab es weitere davon, die man 2004 durch das moderne Elektronische Stellwerk (ESTW) ersetzte. In Lambsheim hatte man schon 1983 alle Seitengleise, Signale und Weichen entfernt. Seitdem sichern automatische Blinklichtanlagen die Bahnübergänge, und von den Stellwerken ist nichts mehr übriggeblieben.



April: Die Lambsheimer Mühle


Die Lambsheimer Mühle klappert schon seit über 35 Jahren nicht mehr. Der sogenannte Rüttelschuh, von dem das Geräusch stammte, ist verstummt, und die Isenach als ihr rauschender Bach fließt nur noch an dem Anwesen vorbei. Bis in die 1930er-Jahre hatte sie zwei hölzerne Wasserräder mit einem Durchmesser von über drei Metern. Sie befanden sich im "Wasserbau", dem Gebäude, dessen Giebelseite zur Fußgönheimer Straße hin am weitesten hervorragt und waren nicht von außen sichtbar. Die Wasserkraft kam über einen von der Isenach abzweigenden Graben, der unter dem Wasserbau durchfloss. Man ersetzte die Wasserräder um 1930 durch moderne Turbinen mit größerem Wirkungsgrad. Zeitweise trieb sogar elektrischer Strom den Mahlgang an. Auch die Mühlsteine aus Sandstein waren schon lange nicht mehr zeitgemäß. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts kamen neuartige Walzstühle auf. Davon gab (oder gibt) es hier drei. Die Kraftübertragung erfolgte über Treibriemen.

Die älteste datierte Erwähnung der Mühle stammt von 1479. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie zwischen 1804 und 1818. Ein modernes Silo von 1967 verschwand 2021 wieder. Ihre Eigentümer waren früher die pfälzischen Kurfürsten, dann die Familien von Haacke und Reudelhuber. Schließlich übernahm die Familie Wiedemann die Mühle und den Mühlenbetrieb, der 1988 mit dem Tod des letzten Müllers endete.

Die Mühle befindet sich hinter der neuen Tagespflegeeinrichtung gegenüber der Einmündung des Eppsteiner Wegs. Die Lambsheimer Firma Kempf Wohnbau hat als heutige Eigentümerin auch Teile des Gebäudekomplexes schon äußerlich restauriert. In Absprache mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Rhein-Pfalz-Kreises wurden oder werden die beiden nördlichen Seitenflügel noch in ihrer ursprünglichen äußeren Form wiedererrichtet und zu Wohnzwecken ausgebaut.



März: Die Weisenheimer Straße


Die Weisenheimer Straße führt in ihrer Ganzheit heute nicht mehr direkt in das westliche Nachbardorf. Der Abschnitt, der an der Halle des Turnvereins 1864/04 vorbei führt, war früher nämlich der eigentliche Weg nach Weisenheim, und die Friedhofstraße diente in erster Linie als Zugang zum Friedhof.

Auf dem Kalenderfoto ist nur der erste Teil der Weisenheimer Straße zu sehen. Im Vordergrund spielen Kinder auf den Gehsteigen, weiter hinten laufen zwei Frauen mitten auf der Straße. Es scheint, dass es hier noch kaum Kraftverkehr gibt. Das Bild lässt sich etwa auf das Jahr 1930 datieren.

Überraschend aus heutiger Sicht sind die gepflegten Bäume, die längst verschwunden sind. Links ist das Dach der Neutorschule erkennbar. Rechts beginnt die Frankenthaler Straße, seinerzeit der direkte Weg in die Stadt. Vor etwa zehn Jahren wurde das Haus an der Ecke durch ein größeres Gebäude ersetzt. Das Haus mit der Fahne hinten ist wohl das einzige, das seine ursprüngliche Form behalten hat. In ihm befand sich früher ein Lebensmittelgeschäft, heute ein Friseursalon.

Das Wegekreuz direkt daneben ähnelt den zwei Steinkreuzen im hinteren Bereich des Friedhofs. Sein Sockel stammt aus dem 18., das Kreuz selbst aus dem 19. Jahrhundert. An seiner Stelle entstand erst kürzlich eine Stichstraße mit einem kleinen Neubaugebiet. Es wurde Anfang der 1950er-Jahre an die heutige Stelle in der Friedhofstraße umgesetzt.



Februar: Die Weed


Die Weed, der Lambsheimer Dorfteich, war einst ein wichtiges Element des ländlichen Lebens. Sie diente dem Waschen der Pferde und anderer Tiere aus dem landwirtschaftlichen Bereich, die man auch zum Tränken hierherführte. Die Feuerwehr nutzte sie zudem als Löschteich für ihre Einsätze.

Vermutlich hängt die Entstehung der Weed mit dem Bau des früheren Wasserschlosses 1706 im sogenannten Weihergarten zusammen. Zu dem Anwesen gehörten diverse Neben- und Verwaltungsgebäude, wovon eines 1991 zum neuen Rathaus umgebaut wurde. Vor diesem war der dreiseitige Teich angelegt, der sein Wasser aus der Isenach bezog. Zu diesem Zweck verlief einst ein Wassergraben entlang der heutigen Mühltorstraße von der Mühle her. Er zweigte dort von der Isenach ab und speiste auch die Gräben der Lambsheimer Stadtbefestigung (siehe Katasterplan von 1837 bei "Über Lambsheim").

Gründe für das Verschwinden der Weed könnten das Verfüllen der Lambsheimer Stadtgräben sein, die Belästigung durch Gerüche und Insekten, aber auch der Umstand, dass der Teich als Viehtränke entbehrlich wurde. Tatsache ist, dass die Weed 1959 trockengelegt wurde und an ihrer Stelle eine kleine Parkanlage entstand. Die in Stein gemeißelten trinkenden Pferde auf dem damals entstandenen kleinen Mäuerchen erinnern ebenso an ihre Funktion als Viehtränke wie die 1992 errichtete Brunnenplastik, die drei Pferdesättel andeutet.



Januar: Die ehemalige Doll’sche Schmiede


Die ehemalige Lambsheimer Schmiede in der Hauptstraße 52 war lange Zeit ein zentraler Bestandteil des Dorflebens. Ein großes Eisentor mit den Symbolen Hammer und Zange wies früher auf ihre Funktion hin. Dort ließ man Pferde beschlagen, Wagen reparieren und Utensilien anfertigen, z. B. Pflüge, Eggen und Werkzeuge. Noch bis in die 1970er-Jahre standen häufig Pferde vor der Werkstatt, um neue Hufe zu bekommen. Zu dieser Zeit arbeiteten noch drei Lambsheimer Bauern mit Pferden.

Das Anwesen ist als Doll’sche Schmiede bekannt, nach dem Dorfschmied Ludwig Doll und seinem Sohn Robert Doll. 1963 übernahm Helmut Hörner den Betrieb, bevor er 1970 in das Anwesen Hauptstraße 21 umzog.

Das Hauptgebäude war ursprünglich der Sitz der jüdischen Familie von Levi Weill. Dieser richtete dort eine private Betstube ein, die sich in dem Anbau vorne rechts befand. Später diente dieser als Verkaufsraum für Eisenwaren. Die Schmiede entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die einstige Werkstatt wurde zu Wohnzwecken umgebaut und erweitert, das markante Tor davor ist verschwunden. Auch das alte Haus mit seiner hölzernen Freitreppe ist heute ein reines Wohnhaus.